Libby Heaney: Quantensuppe
HEK Exhibition Guide
Werke

Ent- (many path version), 2022

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In der immersiven 360-Grad Videoinstallation Ent- tauchen wir in eine mögliche Quantenwelt ein. Inspiriert von der zentralen Tafel des Triptychons Der Garten der Lüste (ca. 1490-1510) von Hieronymus Bosch schuf Heaney eine Welt, die von Szenarien und Kreaturen bevölkert wird, die von Boschs mittelalterlichen Bildschöpfungen und Bestiarien inspiriert sind. Die visuelle Effekte und dreidimensionale abstrakte farbigen Strukturen basieren auf ihren eigenen Aquaraellen, die sie einscannte und durch einen selbst-geschriebenen Quantencode bearbeitete. Die visuellen Effekte und dreidimensionalen abstrakten farbigen Strukturen basieren auf ihren eigenen Aquarellen. Auf der Grundlage der nichtlokalen Signaturen der Quantenverschränkung zerfallen diese Strukturen in einzelne Teilchen, strömen durch den Raum oder fügen sich neu zusammen. Aquarell als Medium wurde von Heaney bewusst gewählt, da das Zerfliessen und Ineinanderfliessen von Farben mit Wasser für sie die Ambivalenz und Fluidität von Quantenpartikeln ideal widerspiegeln. Alles ist im Fluss stetiger Veränderung – wir erleben eine immersive Bildwelt, zoomen in Objekte, die sich selbst als neue Welten entpuppen, tauchen in eine Unterwasserwelt und erleben die Fragmentierung und Dekonstruktion von Objekten. Dazu flüstert Heaney Wortpaare auf Englisch und Deutsch, die den Titel Ent- auf unterschiedliche Weise ergänzen wie «Entanglements» (Verschränkungen), «entdecken» oder «enter», die auf die Prinzipien einer mikroskopischen Quantenwelt verweisen und gleichzeitige die Offenheit ausdrücken, die der Titel suggeriert. So wie die Sprache werden auch die Bilder plural, schichten und überlagern sich, fangen an zu pulsieren und verweisen auf die gleichzeitigen Zustände (Superposition) einer Quantenwelt, die uns die Künstlerin bildhaft anschaulich werden lässt.
Auch in Ent- werden die Ambivalenz und Glaubenssysteme rund um Quantencomputer in den Blick genommen. Hieronymus Boschs berühmtes Triptychon verweist auf die parallele Darstellung von Himmel und Hölle, und wie in Boschs Gemälde Freuden des Lebens und die drohende Gefährdung nah beieinanderliegen, so steht auch der Quantencomputer für eine Technologie, deren Potential und Gefahren in der zukünftigen Entwicklung noch offen sind. Entsprechend mäandert Ent- auf poetische Art und Weise zwischen Entstehen und Auflösung und rückt dabei die Fluidität und Pluralität aller Materie in den Fokus. Während in Ent- die immersive Erfahrung im Vordergrund steht, lädt Sie Heaney in Ent- (many paths version) dazu ein, ihre Welt mittels eines Game-Kontrollers eigenständig zu erkunden.

Bildschirm, Xbox-Controller, Gaming-PC, Unreal-Engine-4-Umgebung mit Quantencomputing
Dauer variable
Courtesy the artist