Libby Heaney: Quantensuppe
HEK Exhibition Guide
Werke
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«Wenn ich erforsche, was jede Technologie durch Kunst erreichen oder nicht erreichen kann, greife ich häufig zu Konzepten aus der Quantenphysik, um auf diese Weise Pluralitäten und Verschränkungen zwischen Technologie, der Welt und uns selbst zu verstehen. Es bestehen Verbindungen zwischen einzelnen Facetten der Realität, die wir uns nie hätten träumen lassen. Ich bin mir sicher, dass sie verändern werden, wie Menschen die Welt und unseren Platz in ihr wahrnehmen und verstehen.» Libby Heaney

Die Ausstellung Quantensuppe der britischen Künstlerin und promovierten Quantenphysikerin Libby Heaney am HEK (Haus der Elektronischen Künste) fokussiert auf Werke, die mit dem Quantencomputer erstellt wurden und dessen Funktionalität und Bedeutung für die Gesellschaft und die Kunst thematisieren. Der Begriff «Quantensuppe» mag auf den ersten Blick ironisch erscheinen, da er nichts Konkretes beschreibt, sondern eher darauf verweist, wie es den meisten Laien gehen mag: man hat von Quantencomputern und Quantencomputing gehört, weiß aber kaum etwas über diese komplexe Technologie, in die gerade viel Geld investiert wird. Diese Lesart ist natürlich intendiert, aber der Titel der Ausstellung verweist auch auf ein grundlegendes Selbstverständnis einer neuen Weltwahrnehmung durch die Quantenphysik, das Heaney interessiert und das sie mit ihren Werken thematisiert und in unterschiedlichen Formaten, von immersiven Installationen, Game-Engines bis hin zu Aquarellen, skulpturalen Glasobjekten und Virtual Reality zum Ausdruck bringt. Als Quantenphysikerin hat sie selbst acht Jahre lang das Konzept der Quantenverschränkung erforscht, d. h. die Art und Weise, wie sich Objekte gegenseitig beeinflussen können, auch wenn sie durch große Entfernungen getrennt sind.
Sie gilt als Pionierin in der künstlerischen Arbeit mit funktionsfähigen Quantencomputern, die nicht auf der binären Logik von 0 und 1 operieren, sondern auf Quantum Bits (oder Qubits) basieren, die verschiedene Zustände und Möglichkeiten gleichzeitig verarbeiten können. Die Möglichkeiten erscheinen nahezu magisch, wenn man an die exponentielle Rechenkapazität von Quantencomputern denkt und ihr Potential, Ressourcen effizienter umzuverteilen oder komplexe ökologische Probleme zu lösen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass die Technologie den Überwachungskapitalismus noch weiter befördern wird und unsere Datensicherheit endgültig zunichte macht. In ihren Werken lädt sie uns ein, über die mikroskopische Quantenwelt unsere makroskopische Welt als fluide, queer und nicht-binär wahrzunehmen und unsere materielle Welt jenseits von Binaritäten und Polarisierung neu betrachten zu lernen und damit vielleicht ein besseres Verständnis unserer Umwelt zu entwickeln. Was könnte wichtiger sein in unserer Zeit?

Kuratorin: Sabine Himmelsbach

Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Vermittlungsprogramm begleitet. Führungen in deutscher Sprache finden jeden Sonntag statt. Englische und französische Führungen finden einmal pro Ausstellung statt. Alle Informationen zum Programm sind online unter hek.ch zu finden.